Dienstag, 20. August 2013

Auf Erkundungstour

In Deutschland ist wenig über die Ukraine bekannt. Das habe ich am eigenen Beispiel erfahren. Die wenigen Dinge, die wir mit dem Land fern unseres Blickfeldes verbinden, lassen sich an einer Hand abzählen:
Da wäre natürlich das Atomkraftwerkunglück in Tschernobyl und die Sowjetvergangenheit. Tymoschenko und die Klitschko-Brüder dürfen auch nicht fehlen, genauso wenig wie der deutsche Nationalsport „Fußball“, der hier durch die EM 2012 seine Ehrerbietung fand.
Allerdings hat das zweitgrößte Land Europas so viel mehr zu bieten als das. Immerhin ist es knapp doppelt so groß wie Deutschland und hat mehr Einwohner als ganz Skandinavien, Österreich und die Schweiz zusammen!

Zugegeben, ohne einen gewissen Grundwortschatz in Russisch, oder Ukrainisch kommt man hier nicht weit. Als typisch deutscher Tourist, der seine Urlaube am Liebsten am Strand in der Sonne verbringt und seine Probleme zu Hause lassen versucht, ist das natürlich erst einmal eine Überwindung. Doch das kleine Abenteuer lohnt sich!
Von den Kaparten bis zu den Stränden des Schwarzen Meeres ist hier alles gegeben und drängt dazu erkundet zu werden. Ganz abseits der Touristenpfade.

Als das Ende meines Freiwilligendienstes immer näher rückte, wurde mir klar, dass ich genau das noch zu wenig gemacht hatte: Reisen!
Mit meinen Eltern fuhr ich, nachdem ich ihnen die beiden kulturellen Perlen Lviv (Lemberg) und Odessa gezeigt hatte, endlich auf die Halbinsel Krim! Auf der längsten Trolleybusstrecke der Welt zuckelten wir zweieinhalb Stunden über grüne Berglandschaften, bis wir schließlich Jalta erreichten. „Die Konferenz von Jalta“ klingelt jetzt in den Köpfen derjenigen, die den Geschichtsunterricht damals wach und nüchtern überstanden haben. Aber der Zarenpalast, in dem die Zukunft Deutschlands und Europas verhandelt wurde, blieb uns am Tag unseres Besuches verschlossen. Wegen Feierlichkeiten zu Ehren des 63. Geburtstags Janukowytschs war der Zutritt für Besucher an diesem Tag untersagt.
Unter uns gesagt: Viel mehr als diese Sehenswürdigkeit und die paradiesische Landschaft hat Jalta nicht zu bieten. Die Stadt ist überschwemmt von russischen Touristen! Die Promenade ist kurzerhand zum knall-bunten Plastikjahrmarkt umfunktioniert worden und vor lauter nackter Haut und Handtüchern wird selbst das Finden von Sand (oder vielmehr Kies) am Strand eine Herausforderung. Aber sogar die Reizüberflutung in Jalta kann die Schönheit der Krim nicht vermindern. Durch unzählige verschiedene Herrscher hat sie auf ihrem kleinem Gebiet ein derart großes Kulturgut, wie kaum ein anderer Ort dieser Größe in Europa. Sie ist und bleibt eine Halbinsel für „Jeden und Niemanden“ (Neal Ascherson).

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Nachdem ich meine Eltern wieder verabschiedet und mich Zuhause wieder häuslich gemacht hatte, plante ich bereits meine nächste und damit vorerst letzte Reise innerhalb der Ukraine. In den Osten sollte sie mich führen, wo ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewesen war. Durch die vielen Freiwilligen, die in der ganzen Ukraine verteilt sind, gab es viele Orte, in denen ich nicht nur ein Platz zum Schlafen, sondern auch gute Gesellschaft finden konnte! An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an alle, die mich so freundlich empfangen und entertaint haben!

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Von Odessa ging es also nach Cherson, dann nach Charkiw und über Kiew wieder zurück nach Chernivtsi.
Der Osten ist, wie mir schon im Vorhinein erzählt wurde, weniger westlich orientiert, sondern blickt immer gerne hinüber zum großen Nachbarn Russland. Das macht sich natürlich vor Allem an der Sprache bemerkbar, denn mit Ukrainisch kommt man hier nicht weit. Auch die Architektur ist sowjetischer (also überwältigend groß und grau, aber dennoch faszinierend) und der im Westen nach und nach verschwundene Lenin blickt hier noch gerne aus großen Metallaugen auf den Betrachter hinab. Ansonsten sind auch hier die Menschen gewohnt freundlich und hilfsbereit und eine westliche Babuschka unterscheidet sich nicht groß von einer östlichen. Trotz anderer Architektur und Sprache fühlte ich mich also noch immer wohl behütet in diesem Land der Gegensätze.

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Standartsatz: "Mein Name ist Fine, eigentlich Josefine, aber nennt mich Fine" Ich bin 18 Jahre alt, aus Hamburg, habe mein Abi in der Tasche und nun die große weite Welt vor Augen. Ich habe mich entschieden, über "Jugend im Ausland "ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Ukraine, Czernowitz (nordöstlich der Karpaten) zu leisten und berichte hier von meinen Erfahrungen, Eindrücken, Veränderungen und Erlebnissen in dieser fremden Umgebung. Gemeinsam mit meinen wunderbaren Mitreisenden Sophia, Pauline und Sebastian werde ich Deutsch und falls ich möchte auch Englisch in Kindergärten, einer weiterführenden Schule und in einer Erwachsenengruppe unterrichten. Auch andere Treffen oder Veranstaltungen können wir auf Wunsch organisieren. Ich kann meine Nervosität momentan nicht in Worte fassen, doch in Gedanken sitze ich schon in meinem Zug nach München, freue mich meine Mitreisenden wiederzusehen und auf das spannende Jahr, das mich erwartet! Viel Spaß beim Verfolgen meines kleinen Abenteuers :)

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